Kurt Haußmann, Ehrenmeister im Zentralverband Deutscher Rasse-Kaninchenzüchter e. V.

Am 21. Februar 1992 verlieh Landrat Peter Paul Weinert im Namen des Bundespräsidenten Dr. Richard von Weizsäcker dem Kaninchenzüchter Kurt Haußmann das Bundesverdienstkreuz.

Alle, die so wie ich, dabei waren können sich sicherlich noch an die Worte unseres ZDK-Präsidenten Franz Jakobs, gestorben am  22. September 2011, erinnern, der Kurt Haußmann im Rahmen der Feierstunde als seinen persönlichen Freund bezeichnete, der 25 Jahre als Landesverbandsvorsitzender des Landesverbandes Rheinland-Nassau Seite an Seite mit ihm für unser gemeinsames Hobby "gekämpft" habe.

"Heute", so der Präsident damals, "ist es bei der vielen Freizeit, die uns zur Verfügung steht, leichter, Menschen zu finden, die sich zur Verfügung stellen, um gemeinsame Interessen zu vertreten. Als die wöchentliche Arbeitszeit noch 55 Stunden betrug und nach Feierabend das eigene Haus gebaut wurde, weil Deutschland nach dem Kriege zerstört war, war es sehr schwer, noch jemanden für ein Hobby zu begeistern. Dies ist meinem Freund Kurt Haußmann gelungen. Hier mitzuhelfen, eine Organisation wie die des Zentralverbandes Deutscher Kaninchenzüchter (ZDK) aufzubauen, dafür gilt es unserem Züchterfreund Kurt Haußmann besonders zu danken."

Bis zu diesen Worten des ZDK-Präsidenten Franz Jakobs und der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes war für Kurt Haußmann ein nicht immer leichter Weg zurückzulegen.

Kurt Haußmann hat in seiner Züchterlaufbahn alles erreicht. Er war nicht nur im Landesverband Rheinland-Nassau, sondern bei allen, die sich ernsthaft mit der Organisation der Kaninchenzüchter befassen, bekannt.

Geboren wurde Züchterfreund Kurt Haußmann am 12. Oktober 1919 in Dortmund. Hier hat er seine Jugend verbracht. Als knapp 10-jähriger trat er am 01. Oktober 1929 in den Kaninchenzuchtverein W 140 Dortmund ein. Sein damaliger Jugendleiter war der Preisrichter August Großfeld, zu dem Kurt Haußmann bis zu dessen Tod eine enge Beziehung unterhielt. Sein erstes Kaninchen, eine gedeckte Angorahäsin, schenkte ihm sein Großvater. Für 5,00 RM hatte dieser das Tier bei einer Ausstellung erworben. Diese Rasse züchtete Kurt Haußmann von 1929 bis 1990. Nebenbei hielt er sich noch eine zweite Rasse: Lux-Rexe, Graue Wiener, Hasen, rotbraun oder Weiße Neuseeländer. In den letzten Jahren, als er aus gesundheitlichen Gründen seine Angora nicht mehr alleine scheren konnte und mehr als fünf Monate im Krankenhaus verbrachte, half ihm Züchterfreund Helmut Buschner, Vorsitzender des RN 19 Niederbieber, der wie Kurt Haußmann ebenfalls ein erfahrener Angorazüchter ist.

Bis zu seiner Einberufung zur damaligen Wehrmacht am 01. April 1938 blieb er im KZV W 140 Dortmund. In Stalingrad verwundet, kam er in ein Lazarett in Dortmund. Dort lernte er seine Ehefrau Elisabeth kennen, die aus Ötzingen im Westerwald stammt. Nach seiner Entlassung aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft im September 1945 heiratete er im Januar 1946 und zog dann nach Ötzingen. Weder sein Sohn noch eine der beiden Töchter wollten Kaninchen züchten. Von seinen sechs Enkelkindern züchtete ein Enkelsohn Loh, schwarz. Mit dieser Rasse wurde er, und darauf war der Opa mächtig stolz, 1990 Jugend-Landesmeister.

Drei Jahre vor der Gründung des Landesverbandes Rheinland-Nassau, am 01. Januar 1946, trat Kurt Haußmann mit dem Ehrenmeister der Deutschen Rassekaninchenzucht im Zentralverband Deutscher Rasse-Kaninchenzüchter e. V. Hubert Schmidt  in den KZV H 177 Höhr-Grenzhausen ein. Keine Versammlung des Vereins haben die zwei ausgelassen, obwohl sie mit dem Fahrrad einige Kilometer zu fahren hatten, um an den Besprechungen teilzunehmen.

Hubert Schmidt und Kurt Haußmann während einer Landesverbands-Jahreshauptversammlung des Landesverbandes Rheinland-Nassau e. V. Anfang der 1990-er Jahre (von links).

 

Mit den Züchterfreunden Johann Scheidt (erster LV-Vors. Rheinland-Nassau), Max Pollmer (zweiter LV-Vors.), Froncois Arnould Fandel (dritter LV-Vors.) gründete Kurt Haußmann den LV Rheinland-Nassau, der am 01. April 1949 vom "Zentralverband Deutscher Kaninchenzüchter (ZDK) westlicher Zone" anerkannt wurde. Als vierter LV-Vorsitzender war Kurt Haußmann vom 01. Januar 1962, mit einer dreijährigen Unterbrechung, bis 24. Mai 1987 als LV-Vorsitzender tätig. Aus Gesundheitsgründen kandidierte er nicht mehr. Der neu gewählte LV-Vorsitzende Edgar Hammann ernannte ihn noch während der Jahreshauptversammlung am 24. Mai 1987 zum Ehrenvorsitzen des Landesverbandes.

Nach Gründung des Landesverbandes bemühte sich Kurt Haußmann, Züchter für die Organisation zu werben und neue Vereine zu gründen. So war er u. a. Gründungsmitglied des KZV RN 2 Montabaur, des RN 32 Wirges (gegründet am 27. Januar 1957; aufgelöst am 31. Dezember 2003) und des Kreisverbandes Westerwald. Dem Verein RN 32 Wirges gehörte er bis zu seinem Tode am 22. Mai 1995 an. Von 1949 bis 1971 war Kurt Haußmann auch LV-Obmann für Angora. Die nachfolgenden Worte des ZDK-Obmanns für Angora, Peter Hoefer, der auch im LV Rheinland-Nassau das Amt des Angoraobmanns innehatte, kann der Chronist, Josef Groß, nur unterstreichen, wenn Hoefer meint: "Die Angorazucht heute in Deutschland ist weltweit anerkannt. Leistungs- und Schurkontrollen werden in staatlichen Prüfanstalten durchgeführt. Kurt Haußmann hatte mit dem Aufbau dieser Leistungszucht viel Mühe. Als junger Mann hatte er es schwer gegen die angeblichen Fachleute, die vor der Gründung des Landesverbandes und des ZDK die Angora zu den von den Machthabern des "Dritten Reiches" propagierten Wirtschaftsrassen zählten und nicht zu einer geordneten Leistungszucht zu bewegen waren. Auf Wunsch der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz (LWK), welche die Geschäftsführung über die Angorazucht innehatte, wurde am 22. November 1950 eine Arbeitsgemeinschaft unter Vorsitz von Kurt Haußmann gegründet. Die LWK unterstützte die Arbeitsgemeinschaft mit Zuschüssen, was zur damaligen Zeit bei einem Stundenlohn von 0,70 DM auch notwendig war. Schurkontrollen, wie sie heute üblich sind, wurden in Zusammenarbeit mit Kurt Haußmann und Karl Kreilkamp (damaliger Obmann für Angora im ZDK) ab dem 01. Juli 1957 eingeführt. Hubert Schmidt, der zwar sein Leben lang Deutsche Riesen, grau züchtete, stellte sich u. a. als Vertrauensmann für diese Schurkontrollen zur Verfügung. Am 23. Mai 1954 übernahm der LV die Geschäftsführung in Sachen Angorazucht. Wenn man die Entwicklung der Angorazucht in Deutschland aufmerksam verfolgt, kann man von einer Entwicklung sprechen, die ohne Beispiel ist. Jeder auch nur halbwegs interessierte organisierte Kaninchenzüchter kennt Dr. W. Schlolaut, hat irgend einmal etwas von Peter Schley oder Dr. H. Niehaus über unsere Angora gelesen. Wenn man weiß, dass Stationsprüfungen in Deutschland seit 1934 durchgeführt werden, dass der Jahresschurertrag damals 300 bis 400 Gramm betrug und heute Spitzenleistungen um die 2.000 Gramm erreicht werden, dann ist dieses eine Leistung, die neben den oben genannten Personen auch solch engagierten Züchtern wie Kurt Haußmann zu verdanken ist.

Wenn ein Mann sich so für ein Hobby einsetzte, wenn er alles tat, dass Menschen sich zusammenfinden, um zusammen und nicht nebeneinander zu leben, um in der Kaninchenzucht einen Ausgleich zum täglichen Arbeitsleben zu finden, verwundert es nicht, dass Kurt Haußmann alle Ehrungen unserer Organisation zuteil wurden. 1959 erhielt er die silberne Ehrennadel des LV, 1969 die Goldene. Die Treuenadel und die Ernennung zum Altmeister im LV wurde am 31. März 1974 ausgesprochen. Kurt Haußmann wurde am 04. Dezember 1993 zum Ehrenmeister der Rasse-Kaninchenzucht im Landesverband ernannt. Anlässlich seines 50jährigen Züchterjubiläums wurde er zum Ehrenmitglied im RN 32 Wirges ernannt. Während der LV-Jahreshauptversammlung am 31. März 1974 in Koblenz-Metternich wurde Kurt Haußmann zum LV-Ehrenmitglied ernannt. Auch der ZDK hat seine Leistungen anerkannt. Am 07. Juni 1970 wurde er von ZDK-Präsident Kurt Binder zum Meister der Deutschen Rasse-Kaninchenzucht im ZDK ernannt. Am 19. Juni 1983 händigte ihm ZDK-Präsident Walter Kölz die Urkunde eines Ehrenmeisters im ZDK aus.

Aber nicht nur der Züchter Haußmann wurde geehrt. Seine Angora erhielten alle hohen Auszeichnungen seines Kreisverbandes, des LV u. des ZDK. Natürlich fehlen in der Trophäensammlung auch nicht die besonderen Leckerbissen, die es im LV Rheinland-Nassau zu erringen gibt. Der Züchter Kurt Haußmann wurde mehrere Male mit den Kammerpreismünzen der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz in Bronze, Silber und Gold ausgezeichnet. "Sicherlich freue ich mich darüber", sagte er mir bei meinem Besuch im Jahre 1992," aber wirklich interessant und spannend war es in den 50-er Jahren, als ich mir mit Dr. Niehaus bei Ausstellungen der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft unter anderem in Frankfurt und München heiße Duelle lieferte. Leider hatte ich nicht so eine große Auswahl an Tieren wie der Niehaus von der Landesanstalt für Tierzucht", meinte er mit einem Augenzwinkern. "So musste ich mich leider meistens bei diesen Vergleichen, hinter ihm, mit zweiten Plätzen begnügen."

Nicht nur für die Kaninchenzucht und die Kaninchenzüchter setzte sich Haußmann ein. Er wollte auch etwas für Menschen tun, die keine Kaninchen züchten, sondern sich in ihrer Freizeit mit anderen Dingen beschäftigen. 1956 wurde er Ratsmitglied, engagierte sich als Mitglied im Sportverein, im Mandolinenverein, im Gesangverein, im Obst- und Gartenbauverein und in der Feuerwehr. Ein weiteres Hobby von Kurt Haußmann war der Fußball. Aber er wollte nicht nur einer der 22 Spieler sein. So bestimmte er als Fußballschiedsrichter, natürlich nach den Regeln, was auf dem Fußballfeld zu geschehen hatte.

Wenn ein Mann sich auf kulturellem, auf politischem und auf dem Gebiet der Freizeitgestaltung derart engagiert wie Kurt Haußmann es tat, ist es nicht verwunderlich, dass man so eine Person als ersten Mann in seiner Heimatgemeinde sehen wollte. So blieb es nicht aus, dass Kurt Haußmann bei den Wahlen 1969 zum Bürgermeister gewählt wurde. Dieses Amt bekleidete er bis 1984. Für diese Tätigkeit wurde Kurt Haußmann mit der Ehrenurkunde des Gemeinde- und Städtebundes Rheinland-Pfalz am 16. November 1985 geehrt.

Unter der Leitung von Kurt Haußmann wurde im Jahre 1965 eine ZDK-Tagung in Braubach in unserem Landesverband durchgeführt. In den Anfangsjahren wurden sechs Landesschauen unter der Leitung von Kurt Haußmann durchgeführt. Auch wenn nur 500 bis 600 Tiere ausgestellt waren, war es am Anfang sicherlich schwieriger als heute, eine Kaninchenschau zu organisieren. Dass Kurt Haußmann mehr an ideellen als an materiellen Dingen gelegen war, beweisen kleine Gesten wie z. B., dass er als LV-Vorsitzender 25 Jahre lang die Ausgabe "Deutscher Kleintier-Züchter" gratis erhielt, diese aber nebenbei als Privatperson bezog und anderen Lesern zur Verfügung stellte. Mir gab er Unterlagen aus den 30er Jahren, unter anderem den ersten offiziellen Kaninchenstandard von 1938.
Züchterfreund Kurt Haußmann starb am 21. Mai 1995.